Backnanger Kreiszeitung
Packende Schauspielleistung
In der Aufführung von Saliya Kahawattes Autobiografie „Mein Blind Date mit dem Leben“ im Backnanger Bürgerhaus wird ein beinahe unglaublicher Kampf um Gesundheit und gegen Stigmatisierung offenbar. … Das Bühnenbild ist nüchterner kaum denkbar: Lediglich ein paar leuchtende Wandsegmente bilden einen Halbkreis und fungieren als Türen zwischen Bühne und Backstagebereich. Ein paar Stühle – immer wieder schnell umgruppiert – machen den jeweiligen Ort der Handlung klar, zumal jede Szene zu ihrem Abschluss ankündigt, wo und womit es weitergehen wird – es gibt Bindeglieder zwischen den Szenen, die die Dramaturgie auf einfachste Weise erhellen, und Emotionen, die werden eben nicht in Äußerlichkeiten gelegt, sondern über die Geschichte selbst und die Art und Weise der Figurenzeichnung zum Ausdruck gebracht. … Fünf Darsteller brillieren hier in wechselnden Rollen, darunter mit Saskia Valencia (als Mutter und Frau Schneider) sowie Lutz Bembenneck (als Vater und Arzt) auch TV-Prominenz. In Monologen der Hauptfigur und in Dialogen wird das Geschehen ausgebreitet, bis sich das Happy End anbahnt: Saliya gesundet und bekommt die Chance auf eine Karriere als Persönlichkeitscoach. Es ist unglaublich, aber wahr, wie auch Kulturamtsleiter Johannes Ellrott eingangs angemerkt hatte: Weihnachten sei ja die Zeit für Wunder, eine Zeit für Geschichten, die Mut machen, und diese hier basiere auf einer wahren Biografie, Kahawattes Autobiografie eben. Deren Titel „Mein Blind Date mit dem Leben“ spielt auf die Blindheit des Protagonisten, zugleich aber auch auf die Lebenslüge an, die lange Zeit darin bestand, das Gegenüber im Unklaren zu lassen über das eigene Ich. Der Ausgrenzung und Stigmatisierung von Menschen mit Behinderung hat Kahawatte mit dem eigenen Leben die Stirn bieten können – eine Ausnahmeerscheinung ganz sicher. Jemand, der sein Ziel erreicht hat, das da von jeher lautete: „Ich will nach oben, nicht an den Rand.“
Carmen Warstat, 19. Dezember 2022