Mit G ́schicht ́n vom Wiener Bezirksgericht
Was haben eine Telefonbuchpolka, eine handgreifliche Auseinandersetzung von Bedürftigen vor der Pforte eines Klosters, ein Lied über ein Weib, das den Ehemann verlassen will, ein Märchenprinz, die Messerattacke einer Ehefrau auf den Mann wegen eines Backhenderls, ein unglücklicher Triangelspieler und ein unter dem Ehebett liegender Liebhaber, der für einen Pantoffel gehalten wird, miteinander zu tun?
Nichts! Außer, dass alle G ́schicht ́n den Charakter des Wieners aufs Wunderbarste offenbaren. Und dieser Charakter ist grundsätzlich böse.
Georg Kreisler, der während der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft in die USA emigriert war, wurde mit seinen zynisch-makabren “Liedern zum Fürchten” berühmt, die er selbst schrieb, komponierte und vortrug. Dagegen, aus diesem Grund Kabarettist genannt zu werden, hat sich Kreisler immer wieder verwahrt, ebenso, wie als Österreicher bezeichnet zu werden: „Aber auf keinen Fall bin ich Österreicher… Ich bin seit 1943 amerikanischer Staatsbürger, obwohl mir der Clinton noch nie zum Geburtstag gratuliert hat.“
Die Anfänge seiner Karriere lagen in den USA. Seit Mitte der 1950er Jahre wurde er im deutschen Sprachraum durch Lieder wie Tauben vergiften, Der Tod, das muss ein Wiener sein und Wie schön wäre Wien ohne Wiener populär. Mit seinem schwarzen, tiefsinnigen Humor und Sprachwitz hat Kreisler das musikalische deutschsprachige Kabarett seiner Zeit stark geprägt. Er starb am 23.11.2011 im Alter von 89 Jahren in Salzburg.