Zweifel

Schauspiel von Patrick Shanley • Deutsch von Daniel Call

Ausgezeichnet mit Pulitzer Prize for Drama und Tony Award for Best Play

Foto: Alvise Predieri

BESETZUNG 

Diana Körner_Foto © Barbara Volkmer
Diana Körner
Foto: Barbara Volkmer
Dieter Gring_Foto © Frank Böhle
Dieter Gring
Foto: Frank Böhle
Bianca_Farthofer_Foto © Ernest Stierschneider
Bianca Farthofer
Foto: Ernest Stierschneider
Meimouna Coffi_Foto © Sonia Bartucelli
Meimouna Coffi
Foto: Sonia Bartucelli

INFO 

Dauer: ca. 120 Min. (inkl. Pause) 
Premiere: 28. März 2023 

Besetzung

Diana Körner
Schwester Aloysius

Dieter Gring
Vater Flynn

Bianca Farthofer
Schwester James

Meimouna Coffi
Mrs. Muller

Peter Kühn
Inszenierung

Steven Koop
Bühnenbild & Kostüm

Aufführungsrechte: Galissas

Eine Produktion des Fritz Rémond Theaters Frankfurt

Schwester Aloysius (Diana Körner) leitet mit despotischer Strenge eine kirchliche Schule, an der auch Vater Flynn (Dieter Gring) als Lehrer arbeitet. Mit seinen modernen Ansichten ist er der Schulleiterin ein Dorn im Auge. Als die junge und etwas naive Schwester James (Bianca Farthofer) ihr von Flynns freundschaftlichem Umgang mit dem afroamerikanischen Schüler Donald Muller berichtet, ist ihr Misstrauen geweckt. Obwohl ihr Beweise fehlen, bezichtigt Schwester Aloysius Vater Flynn des Missbrauchs. Der bestreitet dies, aber Aloysius sucht obsessiv nach Beweisen und wendet sich auch an Donalds Mutter (Meimouna Coffi). Hin- und hergerissen zwischen den Parteien wird Schwester James zum Spielball in einem erbitterten Kampf um die „Wahrheit“.

Zum Autor und zum Stück 

John Patrick Shanley, geboren 1950 in New York, besuchte selbst eine private katholische Schule. Nach seinem Abschluss an der New York University arbeitete er als Dramatiker und Drehbuchautor. Für sein Drehbuch zu dem Film „Mondsüchtig“ mit Cher in der Hauptrolle gewann er 1988 einen Oscar. Sein Stück „Doubt“ („Zweifel“) wurde 2004 Off-Broadway am Manhattan Theatre Club uraufgeführt, wanderte dann zum Walter Kerr Theatre am Broadway und wurde dort über fünfhundert Mal gespielt. Das Stück wurde 2005 sowohl mit dem Pulitzer-Preis für das beste Drama als auch den Tony Award für das beste Stück ausgezeichnet. Für die Kino-Adaption von „Doubt“ (2008) schrieb Shanley selbst das Drehbuch und übernahm die Regie. Der Film mit Meryl Streep als Schwester Aloysius, Amy Adams als Schwester James, Philip Seymour Hoffman als Vater Flynn und Viola Davis als Mrs. Muller wurde für mehrere Oscars nominiert, u.a. für die beste weibliche Hauptrolle und das beste adaptierte Drehbuch.

“Zweifel” ist ein Stück über Rassenproblematik und Bildungsmisere, über Gleichberechtigung und den Kampf der Geschlechter. Es ist ein Stück über Homosexualität und Homophobie. Über den Missbrauch Schutzbefohlener, über Misstrauen und blindes Vertrauen. Ganz sicher ein Stück über die Kirche und auch über die Welt nach dem 11. September. Die geradezu inquisitorische Art und Weise, mit der Schwester Aloysius ihren einmal geschöpften, äußerst vagen Verdacht verfolgt, ihn schließlich „bestätigt“ sieht und in Konsequenzen münden lässt, erinnert auch an den Verlust bürgerlicher Freiheiten und rechtsstaatlicher Garantien im vorgeblichen Kampf gegen den Terror. In jedem Fall hat John Patrick Shanley mit seinen Fragen über den Umgang mit Verdacht, Schuld und Verurteilung ein intelligentes und provokantes Stück vorgelegt.

Zur Hauptdarstellerin 

Diana Körner zählt zu den bekanntesten deutschen Film- und Theaterschauspielerinnen. Sie spielte am Schillertheater in Berlin und am Hamburger Schauspielhaus sowie in Stanley Kubriks Film „Barry Lyndon“. Im Fernsehen war und ist sie zu sehen in: „Liebling Kreuzberg“ „Girlfriends“, „Unter weißen Segeln“, „Der Bulle von Tölz“, „WaPo Bodensee“ u.v.m. 

 

“Zweifel” (im Original “Doubt: A Parable”) ist ein preisgekröntes Bühnenstück des amerikanischen Dramatikers John Patrick Shanley. Das Stück wurde erstmals im Jahr 2004 aufgeführt und später auch verfilmt.

In “Zweifel” geht es um verschiedene Themen, darunter:

  1. Missbrauch: Das Stück thematisiert den Missbrauch von Kindern in der katholischen Kirche und die Auswirkungen auf die Opfer, die Täter und die Gemeinschaft.
  2. Autorität und Macht: Die Autorität und Macht der Kirche sowie der Schulleitung werden in Frage gestellt und kritisiert. Es wird gezeigt, wie die Machtstrukturen dazu führen können, dass Wahrheit und Gerechtigkeit verdeckt werden.
  3. Glaube und Zweifel: Der Konflikt zwischen Glauben und Zweifel wird durch die verschiedenen Charaktere im Stück dargestellt. Es geht darum, wie unterschiedliche Menschen ihren Glauben interpretieren und wie sie mit Zweifeln umgehen.
  4. Geschlechterrollen: Die Geschlechterrollen und die damit verbundenen Erwartungen werden im Stück aufgegriffen. Es wird gezeigt, wie die Rolle der Frau in der katholischen Kirche begrenzt ist und wie sie oft als “Schwester” oder “Mutter” bezeichnet wird, anstatt als Geistliche.

Diese Themen werden in “Zweifel” auf eine komplexe und nuancierte Weise behandelt und tragen dazu bei, dass das Stück zu einem wichtigen Beitrag zur Diskussion über Missbrauch, Macht, Glauben und Geschlechterrollen wird.

GALERIE 

REZENSIONEN 

TZ München, 30.03.2023, Katrin Basaran
Gnadenlos gut! Diana Körner als Nonne
Hoftheater Sendling: TV-Star begeistert bei Premiere des Stückes Zweifel

Kritik-Inhalt: Wenn ein Bühnenstück noch nach dem Schlussapplaus wirkt, sein Publikum zum Nachfühlen und Denken in den Abend entlässt, hat das betreffende Haus vieles richtig gemacht. Zweifel, das am Dienstag im Hoftheater Premiere feierte, lieferte genau das. Das Werk des Oscar-prämierten US-Dramatikers John Patrick Shanley (Mondsüchtig) feierte bereits 2004 Uraufführung und wurde 2008 mit Meryl Streep unter dem Titel Doubt verfilmt. Die Themen, die hier verhandelt werden - von Rassismus, über Kirche bis hin zu Kindesmissbrauch - sind jedoch von einer bis heute erschreckenden Brisanz und Relevanz. Das Stück wirft die Zuschauer der klug genutzten kleinen Bühne im Stemmerhof in eine Klosterschule des Jahres 1957. Dort regiert die gestrenge Schwester Aloysius, gespielt von einer großartigen Diana Körner. “Wehret den Anfängen” ist einer ihrer pädagogischen Leitsätze. Die modernen Methoden des Paters Flynn sind ihr suspekt. Es ist Wasser auf ihre Mühlen, als die idealistische Schwester James (eine Entdeckung: Bianca Farthofer) begeistert davon erzählt, wie liebevoll sich Vater Flynn (überzeugend: Dieter Gring) um den neuen Schüler Donald Muller bemüht. Der Bub ist der erst Schwarze an der Institution. Schwester Aloysius wittert Missbrauch! Sicher kann man ihr unterstellen, dass sie den Schüler schützen will. Nur Beweise hat sie keine. In ihrem Kosmos kann es nicht sein, dass Vater Flynn es nur gut mit dem auch noch schwulen Buben meint. Der wegen seiner Hautfarbe in der Schule gemieden und für seine Veranlagung daheim geschlagen wird. Zweifel werden gesät, Verdachtsmomente konstruiert und interpretiert, Gerüchte gestreut - wie Federn aus einem aufgerissenen Kissen, so das Gleichnis im Stück, fallen sie und lassen sich nicht mehr aufsammeln. Erschreckend, wie sehr man als Zuschauer Emotionen und vermeintlichen Erfahrungen (Das kennt man doch?) reflexartig folgt. Sich manipulieren lässt. Welchen guten Absichten folgt man denn nun? Bei wem also bleiben die Zweifel. Großartig!

 

 

Offenbach Post, 2.4.2019

In Zeiten von „MeToo“ und Missbrauchsskandalen in der Kirche, ist klar: Wegsehen ist der falsche Weg, unüberlegtes Denunzieren aber auch. Das von Peter Kühn kammerspielartig und bis zum Bühnenbild schnörkellos inszenierte Stück macht deutlich: So schwarz-weiß wie Schwester Aloysius die Welt sieht, ist sie nicht.

 

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 1.4.2019

Die aus zahllosen Fernsehrollen bekannte Diana Körner beherrscht als bis zum bitteren Ende kämpfende Schwester Aloysius die Bühne, grandios anzusehen in ihrer maßlosen Überzeugung, den Richtigen zu verfolgen.

Einfache Antworten gibt es nicht. Das macht dieses Stück so sehenswert.

 

FNP, 30.3.2019

Auch wenn Dieter Gring den vergleichsweise weltlichen und nahbaren Vater Flynn spielt, macht er keinen Sunnyboy aus ihm. Vielmehr zeigt er eine Figur, aus der durchaus eine innerliche menschliche Zerissenheit aufblitzt.

Schön auch Julia Kemp als junge idealistische Schwester James […].

Am Ende der Frankfurter Premiere gab es begeisterten Beifall für eine intensive Inszenierung.

Frankfurter Rundschau, 30.3.2019

Einen hochemotionalen Abend bietet jetzt das Frankfurter Fritz Rémond Theater. Nahtlos wird der Besucher vermutlich, nein garantiert in Privatdiskussionen übergehen. Das Theater hat einen Lauf, was die Auswahl und die Durchführung betrifft.

Shanley entspinnt das nun als klassisches angloamerikanisches Konversationsstück[…] hier getragen von einem vorzüglichen Ensemble unter der Regie von Peter Kühn.

 

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